Scham

Scham – das leise Gefühl, das laut wirkt

17. Juli 2025

Scham – das leise Gefühl, das laut wirkt

Scham ist ein stilles Gefühl – und gleichzeitig eines der kraftvollsten, das unser Verhalten prägen kann. Es zeigt sich oft unerwartet, fühlt sich tief an und kann uns lähmen, klein machen oder in den Rückzug treiben. Aber was genau passiert eigentlich, wenn wir uns schämen? Und wie gehen wir gut damit um?

Was passiert, wenn wir uns schämen?

Scham tritt auf, wenn wir glauben, gegen eine Norm verstoßen zu haben – sei es gesellschaftlich, familiär oder innerlich. Oft reicht es schon, dass wir den Eindruck haben, nicht zu genügen, nicht „richtig“ zu sein. Dabei ist Scham kein Beweis für Schuld – sondern Ausdruck eines inneren Konflikts.

Beispiel aus der Kindheit:

Ein Kind, das seinen Eltern einen Kuchen backt– voller Freude – und dabei die Küche völlig durcheinanderbringt und dann hört:
„Was für ein Durcheinander, mach das nie wieder.“
Die Botschaft: Ich wollte etwas Gutes tun, aber es kam nicht gut an. Ich habe es falsch gemacht.
Diese Erfahrung bleibt oft lebenslang im System gespeichert.

Körperliche Reaktion auf Scham

Im Körper aktiviert Scham das limbische System, vor allem die Amygdala, die unsere emotionalen Reize verarbeitet. Typische Reaktionen sind:

  • Erröten
  • Vermeidung von Blickkontakt
  • Rückzug
  • Der Wunsch, „im Boden zu versinken“

All das sind Schutzmechanismen – aber sie hindern uns auch daran, mit der Scham konstruktiv umzugehen.

Beispiele aus dem Leben – wie Scham uns prägt

Ich selbst habe mich mit 14 für ein übergriffiges Erlebnis geschämt – und über 35 Jahre geschwiegen. Damals hatte ich keinen Umgang damit, hatte sogar kurz das Gefühl, es sei schön, dass sich jemand für mich interessiert. Als ich später verstand, dass es Missbrauch war, kam die Scham – tief, still und einengend.
Erst mit über 50 begann ich, darüber zu sprechen – und das war befreiend.

Oder eine Frau in einer Gesprächsrunde, die offen davon erzählt, dass sie mit 3,7 Promille fast gestorben wäre. Ihre Worte:
„In dem Moment, in dem ich es ausspreche, fällt die Last ab.“

Scham und Ernährung – ein häufiges Zusammenspiel

Viele Frauen, die zu uns in die Beratung kommen, bringen unbewusste Scham mit.
Beispiel: Sie stellen ihre Ernährung um, halten nicht durch – und ziehen sich zurück. Der Gedanke:
„Ich habe es wieder nicht geschafft. Ich bin zu schwach.“
Deshalb sprechen wir dieses Thema von Anfang an aktiv an:
Was tun wir, wenn Scham auftaucht?
Wie können wir verhindern, dass du dich zurückziehst?

Unsere Kundin Bea hat das wunderschön formuliert. Ihr ganzes Leben war sie übergewichtig, immer auf Diät – und voller Scham. Das offene Gespräch hilft ihr, ihren Weg zu gehen. Und es hilft mir, sie zu begleiten.

Wie gehen Menschen mit Scham um?

Nicht alle reagieren gleich. Die häufigsten Strategien sind:

  • Rückzug: Ich will nicht mehr gesehen werden.
  • Perfektionismus: Alles muss kontrolliert sein, damit keine Fehler passieren.
  • Wut oder Projektion: Andere sind schuld.
  • Überspielen: Mit Humor oder Gleichgültigkeit tarnen.
  • Offenheit: Der Weg in die Verarbeitung und Heilung.

Was hilft gegen Scham?

Erkennen und anerkennen – Scham zeigt sich. Das ist okay.
Sich nicht verurteilen – sondern mitfühlend mit sich selbst umgehen.
Drüber sprechen – mit einer vertrauten Person oder in therapeutischem Rahmen.
Sich stellen – auch wenn’s schwerfällt. Die Erleichterung folgt oft unmittelbar.

Du musst dich nicht mehr verstecken

Wenn du das Gefühl kennst, dich für deinen Körper, deine Ernährung oder gescheiterte Versuche zu schämen – du bist nicht allein.
Viele buchen kein Coaching oder starten nicht durch, weil sie glauben, sie schaffen es sowieso nicht – und sich dann wieder schämen müssten.

Lass uns das durchbrechen.
Im Vorgespräch reden wir genau über solche Themen – damit du nicht mehr wegrennen musst, sondern mit mehr Selbstgefühl als Selbstkritik deinen Weg gehen kannst.